Mehr Lebensqualität bei Stuhlinkontinenz
Die Stuhlinkontinenz ist ein häufiges und zunehmendes Problem. In der Schweiz leiden etwa 600’000 Frauen und Männer an einer Stuhl- und/oder Urininkontinenz. Die Dunkelziffer ist bei dieser Erhebung hoch, da viele Patientinnen und Patienten aus Scham sich scheuen eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Es betrifft Menschen jeden Alters und kann verschiedene Ursachen haben. Doch es gibt Hoffnung: Moderne medizinische Behandlungsmöglichkeiten bieten effektive Lösungen, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. In diesem Artikel möchten wir Ihnen einen umfassenden Überblick über Stuhlinkontinenz und die verfügbaren Behandlungsoptionen geben.
Was ist Stuhlinkontinenz?
Eine Stuhlinkontinenz bezeichnet den unwillentlichen Verlust von Winden, flüssigem oder auch festem Stuhlgang. Es gibt verschiedene Formen und Ausprägungen der Inkontinenz, welche Grundsätzlich im Alter zunehmend sind. Eine Dranginkontinenz beschreibt die Situation, in welcher die betroffenen Patientinnen und Patienten oft nicht mehr die Zeit haben rechtzeitig eine Toilette aufzusuchen, nachdem sie Stuhldrang verspüren. Hingegen spüren betroffene Personen bei der passiven Inkontinenz nicht wenn sie Stuhl verlieren. Die Ausprägung kann von einem gelegentlichen Stuhlschmieren bis hin zu einem grossvolumigen Verlust von viel Fäzes reichen. Insgesamt kann es für die Betroffenen zu einer erheblichen Einschränkung des täglichen Lebens kommen.
Diagnose und Ursache
Die Stuhlinkontinenz ist eine komplexe Erkrankung, welcher oft kombinierte Ursachen zu Grunde liegen. Deshalb muss oft eine fachübergreifende fundierte Abklärung erfolgen. Nach einer gründlichen Untersuchung durch eine Fachärztin / einen Facharzt wird mit Ihnen Ihr individuelles Problem und Ihre Wünsche erörtert. Oft müssen neben der körperlichen Untersuchung weitere Abklärungen durchgeführt werden wie z. B. eine Darmspiegelung, ein Ultraschall der Schliessmuskel sowie eine Abklärung der nervalen Funktionen des Beckenbodens (anale Manometrie). Anschliessend kann ein auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Therapiekonzept in unserem interdisziplinären Beckenbodenzentrum besprochen werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Glücklicherweise stehen heute zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um Stuhlinkontinenz effektiv zu behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Konservative Behandlungen
Konservative Massnahmen wie eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und regelmässige Bewegung können helfen, die Darmgesundheit zu verbessern und die Stuhlkonsistenz zu regulieren. Darüber hinaus können Beckenbodentraining und Toilettentraining dazu beitragen, die Kontrolle über die Darmentleerung zu verbessern.
Medikamentöse Therapien
Bei bestimmten Formen von Stuhlinkontinenz können Medikamente wie Antidiarrhoika oder Medikamente zur Regulation der Darmfunktion verschrieben werden, um die Symptome zu lindern und die Stuhlkonsistenz zu normalisieren.
Physiotherapie und Biofeedback
Spezielle physiotherapeutische Techniken und Biofeedback können helfen, die Muskulatur im Beckenbodenbereich zu stärken und die Kontrolle über den Darm zu verbessern.
Inkontinenzhilfsmittel
Für manche Menschen können Inkontinenzhilfsmittel wie Einlagen oder spezielle Unterwäsche eine praktische Lösung sein, um den ungewollten Stuhlverlust zu kontrollieren und das Selbstvertrauen zu stärken.
Chirurgische Eingriffe
In schwereren Fällen oder bei bestimmten Ursachen von Stuhlinkontinenz kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Dies kann eine Vielzahl von Verfahren umfassen, wie z. B. die Rekonstruktion des Schliessmuskels oder die Implantation eines Nervenstimulators, welcher die Funktion des Schliessmuskels optimiert.
Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
Stuhlinkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem, das jedoch nicht unterschätzt oder ignoriert werden sollte. Mit den heutigen Behandlungsmöglichkeiten gibt es Hoffnung für Betroffene, ihre Symptome zu kontrollieren und ihre Lebensqualität zu verbessern. Durch eine sorgfältige Diagnose und individuell angepasste Therapien können Patientinnen und Patienten wieder mehr Kontrolle über ihre Darmentleerung erlangen. Wenn Sie unter Stuhlinkontinenz leiden, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und gemeinsam mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt eine geeignete Behandlungsstrategie zu entwickeln.